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Von starren Skripten zu adaptivem Lernen
Wir befinden uns in spannenden Zeiten - ich sehe endlich die Möglichkeit der breiten Durchsetzung dessen, was ich mir schon lange gewünscht habe: Vor fast zehn Jahren versuchte ich, einen Business-Partner – jemand, der ein eigenes Learning Management System programmiert hatte – davon zu überzeugen, ein adaptives Element zu entwickeln. Meine Vision war klar: Lernende sollten nicht mehr E-Learning-Module durchlaufen müssen, die sie für sich als nicht relevant empfinden.
Einige der ersten Drehbücher oder Storyboards, die ich entwickelte, erforderten es, dass Lernende warten mussten, bis der Sprecher jeder Folie fertig abgespielt war, bevor sie weitermachen konnten. Dieser Ansatz stammte nicht von mir, sondern war von meiner Vorgängerin in jener Position entwickelt worden, die nun in den Ruhestand ging.
Sie zeigte mir ihre Arbeiten im Bereich E-Learning-Konzeption und Drehbuch, zu denen kleine Spiral-Handbücher gehörten, die auf programmiertem Lernen basierten – einer frühen Form des computergestützten Trainings, bei dem Lernende zu einem bestimmten Punkt zurückkehren mussten, um Abschnitte zu wiederholen, wenn sie etwas falsch beantworteten. Das war das erste Mal, dass ich es als Produkt für betriebliche Schulungen sah. Sie zeigte mir auch ihre Sammlung an CD-ROMs für Trainings, da computerbasiertes Training (CBT) in ihrer Zeit einzeln auf CD-ROMs gebrannt und den Kunden per Post zugeschickt wurde. Sie war wirklich eine Art Pionierin im E-Learning.
Die Entwicklung von Learning Management Systemen und die Instructional Design-Praxis
Glücklicherweise waren Learning Management Systeme (LMS) zu der Zeit, als ich jene Rolle übernahm, schon weiterentwickelt, aber die Programme wurden immer noch manuell angepasst. Jedoch gab es mir Raum, mich auf das Wesentliche in meinr Rolle als Learning-Strategin zu fokussieren! Dieser Umstand lässt mich manchmal über die Rolle von Instruktions-Designern nachdenken, von denen inzwischen erwartet wird, dass sie quasi mindestens sieben Jobs in einem machen. Dabei bezieht sich das "Design" in Instructional Designer auf E-Learning Konzeption, nicht auf Graphik-Design.
Auch wenn ich multimediale Kurse mit Tools wie Captivate oder Storyline gestalten kann, liegt meine wahre Expertise in der Konzeption von Lernpfaden, Akademien und einzelnen Kursen, der Auswahl geeigneter didaktischer Ansätze, der Durchführung von Lernbedarfsanalysen, der Definition von Lernlücken und der Erstellung von Lernzielen – und das alles unter Berücksichtigung der Demografie und der Hintergründe der Zielgruppe.
Leider habe ich immer wieder mit Agenturen zu tun, die einen „One-Size-Fits-All“-Ansatz für jedes Thema wählen. So werden Nuancen zwischen Inhalten und Prozessen, die die Lernenden wirklich verstehen und in der Praxis anwenden müssen, vernachlässigt. Diese Unternehmen überspringen häufig wichtige Schritte und konvertieren Skripte hastig in PowerPoint-Folien oder diret in Storyline mit Standardvorlagen und -grafiken, anstatt sinnvolle Interaktionen zu schaffen.
Während Fortschritte bei Autorentools und der Medienproduktion viele Aspekte der E-Learning-Produktion vereinfacht haben und dies der Grund ist, weshalb Drehbuchautoren jetzt automatisch auch als Grafikdesigner, Produzenten und Entwickler betrachtet werden, bin ich noch immer der Meinung, dass Zeit, die für die Gestaltung von Templates und Grafiken aufgewendet wird, nur dann gerechtfertigt ist, wenn dies dem Lernerfolg dient.
KI-gesteuertes adaptives Lernen: Die Transformation der Personalisierung im E-Learning
Hier kommen die Entwicklungen in den Bereichen KI-Tools, Bots und adaptive Lernplattformen ins Spiel. Als ich vor fast einem Jahrzehnt eine adaptive Lernplattform vorschlug, war ich den damaligen Vorstellung wohl weit voraus: Die damals verfügbaren Tools und die Visionen der Entwickler, mit denen ich sprach, passten einfach nicht zusammen. Heute, mit den immer zugänglicher werdenden KI-Tools, kann ich es kaum erwarten, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, um Kurse zu erstellen, die adaptive Lernpfade bieten, welche auf die Bedürfnisse, Ziele und Fähigkeiten der Lernenden zugeschnitten sind. Dieser Ansatz ermöglicht es, für den individuellen Lerner relevante Inhalte zu präsentieren und geht weit über das veraltete Modell hinaus, Lernende zum Durcharbeiten von Material zu zwingen, das ihr Wachstum nicht unterstützt.
Außerdem war ich endlich in der Lage, erfolgreich eine App zu entwickeln, die Automatisierung und KI-Agenten für mein LearnBlend Method-Tool nutzt, das Teil meines Instructional Design-Kurses ist. Diese App existierte zuvor in Form eines konditionalen Outputs, aber die neue Version bringt sie auf ein neues Level.
Der anhaltende Wert von E-Learning-Spezialisten in einer von KI geprägten Lernlandschaft
Vielleicht fragen Sie sich: wie sieht die Rolle der Konzeptioner, Drehbuchautoren, Consultants und Produktioner von E-Learning Modulen in dieser KI-Welt aus? Auch in einem leistungsstarken, AI gestützten adaptiven LMS wie Litmos (das ich hier als Beispiel nehme) sind Instruktionsdesigner wichtiger denn je, und hier ist warum:
Strategische Kursgestaltung und Lernarchitektur
Litmos kann Trainings bereitstellen und verfolgen, aber der Inhalt muss sorgfältig so gestaltet werden, dass er mit den Unternehmenszielen übereinstimmt. E-Learning-Konzeptioner haben die Expertise, ansprechende, relevante und effektive Lern-Erfahrungen zu schaffen, die sowohl Wissen vermitteln, welches haften bleibt, als auch praktisch anwendbar sind (mit oder ohne KI-Unterstützung, aber ich versichere Ihnen, dass ich diesen Teil noch nicht an KI-Bots übergeben kann).
Menschenzentrierte Personalisierung und interaktive Lern-Erfahrungen
Während Litmos als Plattform fungiert, sorgen die E-Learning-Spezialisten dafür, dass Kurse interaktiv sind und den Prinzipien des Adult Learning entsprechen. Sie integrieren Multimedia, Simulationen und maßgeschneiderte Lernreisen, die den einzigartigen Kontext und die Ziele der Lernenden berücksichtigen.
Datengetriebene kontinuierliche Verbesserung und Lernoptimierung
Instruktions-Designer spielen eine wesentliche Rolle bei der Verfeinerung von Lernprogrammen, basierend auf Feedback und Analysen, die durch Plattformen wie Litmos bereitgestellt werden. Sie passen Kursinhalte an, um bessere Engagements und Ergebnisse zu erzielen.
Strategische Ausrichtung auf Unternehmensziele und Leistungsimpact
E-Learning-Experten sorgen dafür, dass das Training mit den Zielen, der Kultur und der Strategie des Unternehmens übereinstimmt. Sie schlagen die Brücke zwischen Lernzielen und realen Leistungskennzahlen.
Ganzheitliche Lern-Erfahrungskuration
Obwohl Litmos die logistischen Aspekte wie die Verfolgung des Fortschritts und die Zertifizierung verwaltet, sind Instruktionsdesigner dafür verantwortlich, die richtige Mischung an Lernmethoden zu wählen.
Kurz gesagt: Während Litmos und andere LMS viele Prozesse vereinfachen, bleibt die Notwendigkeit für qualifizierte Instruktionsdesigner entscheidend, um qualitativ hochwertigen Inhalt zu entwickeln und eine kontinuierliche Verbesserung von Trainingsprogrammen sicherzustellen.
Modulare, adaptive Lernreisen gestalten, die die Leistung transformieren
Insbesondere bei der Vision, das volle Potenzial personalisierter Lernpfade auszuschöpfen, ist es entscheidend, sicherzustellen, dass jedes Modul des Curriculums sowohl als eigenständiges Element als auch als Teil einer zusammenhängenden Lernreise funktioniert.
Diese Elemente müssen nicht nur nahtlos miteinander verbunden sein, sondern auch gezielt die spezifischen Trainingslücken ansprechen, die durch Datenanalysen identifiziert wurden, um die Relevanz für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Ziele der Lernenden sicherzustellen.
Während KI hervorragend in der Verarbeitung und Analyse großer Datensätze ist, glaube ich fest daran, dass das unverzichtbare menschliche Element – insbesondere das Verständnis und die Kontextualisierung von Inhalten – nicht ersetzt werden kann. Effektive Datenanalyse beruht auf der korrekten Interpretation der Daten. Die feinfühligen Einsichten und die Expertise, die qualifizierte E-Learning-Experten einbringen, sind entscheidend für die Erstellung dynamischer, ansprechender und wirklich effektiver Lernpfade, die bei den einzelnen Lernenden ankommen.
Neue Rollen im Corporate Training im Zeitalter der KI
In mehreren Fachartikeln werden neue Rollen im Bereich Instructional Design und digitalem Lernen diskutiert. Einige dieser Begriffe liefern interessante Denkanstöße – wirken aber teilweise wie reine Schlagworte. Häufig genannt werden z. B.:
- Strategin für Learning Analytics und Skills Development
- Learning Experience Engineer
- Ethik-basierter Learning Architect
- AI-unterstützte Learning Product Owner
Hört sich gut an ...? Wichtiger als Titel ist aus meiner Sicht: Datenbasierte Konzeption, gute Nutzerführung und ethisches Design gehören heute selbstverständlich zu jeder nachhaltigen Lernstrategie. Erfolgreiche Fachleute in diesem Bereich kombinieren zunehmend didaktisches Know-how mit analytischem Denken und digitalem Produktverständnis.
Mehr als Automatisierung: Kognitionswissenschaft als Grundlage für personalisiertes Lernen
Ich bin überzeugt, dass wir die nächste Stufe interaktiver Online-Trainings erreichen können, wenn wir Erkenntnisse aus der Kognitionswissenschaft und Verhaltenspsychologie konsequenter nutzen. Das bedeutet, Lernpfade so zu gestalten, wie das Gehirn Informationen verarbeitet und speichert – z. B. durch Methoden wie spaced repetition, Chunking oder assoziatives Lernen.
Lerninhalte sollten dabei auf unterschiedliche Wahrnehmungstypen eingehen – visuell, auditiv, erfahrungsbasiert – und neues Wissen mit den vorhandenen mentalen Modellen, Berufserfahrungen und Interessen der Lernenden verbinden. Nur dann entsteht echte Relevanz, Aufmerksamkeit bleibt erhalten – und Wissen wird nachhaltig anwendbar. Reine KI-generierte Kurse leisten das (noch) nicht.
Der Learner-First-Ansatz
Für Unternehmen, die in Weiterbildung investieren, lohnt sich ein nutzerzentrierter Ansatz messbar: Wenn Schulungen die Zeit der Mitarbeitenden respektieren – z. B. durch relevante, rollenspezifische Inhalte – steigt die Akzeptanz fast automatisch. Anstatt alle durch denselben Kurs zu zwingen, ermöglichen adaptive Systeme individuelle Lernpfade, passend zu Aufgaben und Vorwissen.
Das spart Zeit und erhöht die Praxistauglichkeit. So verbessert sich nicht nur die Performance, sondern auch die Produktivität, da weniger Arbeitszeit für irrelevante Inhalte verloren geht.
Trends & Marktentwicklung
Immer mehr Unternehmen setzen auf adaptive Lernlösungen – mit klar messbarem Erfolg. Studien zeigen: Durch den Einsatz dieser Technologien konnte die Trainingszeit teils um 40 % reduziert werden, bei gleichzeitig besserem Wissenstransfer. Der Markt für adaptive Lernsysteme wächst stark – Unternehmen, die früh auf diese Methoden setzen, sichern sich klare Vorteile in Mitarbeiterentwicklung und Effizienz.
Adaptives Learning praktisch umsetzen – erste Schritte
So gelingt der Einstieg in adaptives Lernen:
- Bestehende Trainings analysieren – wo lassen sich rollenspezifische Lernpfade integrieren?
- Kritische Kompetenzen pro Rolle definieren und modulare Inhalte passend strukturieren
- Vorab-Tests einsetzen, um redundante Inhalte zu vermeiden
- Mit Bereichen starten, wo Personalisierung besonders hohe Wirkung zeigt
- Erst vorhandene Möglichkeiten im LMS ausschöpfen, bevor neue Tools gekauft werden
Typische Einwände und wie man ihnen begegnet
Viele Unternehmen fürchten den Aufwand oder die Kosten von adaptiven Lernsystemen. Dabei zeigen die Erfahrungen: Der ROI kommt meist schnell – durch Zeitersparnis, bessere Leistung und zufriedenere Mitarbeitende. Die eigentliche Frage ist nicht, ob man sich adaptives Lernen leisten kann, sondern: Ob man es sich leisten kann, es nicht zu tun.
Darüber hinaus kann ich Sie zu mehreren kostenfreien (!) Lösungen beraten.
Die Zukunft des Lernens im Unternehmen
Zukunftsorientierte Organisationen werden Weiterbildung immer stärker in den Arbeitsalltag integrieren – statt sie als separate Maßnahme zu behandeln. Adaptive Systeme liefern dabei genau dann Unterstützung, wenn sie gebraucht wird – abgestimmt auf Rolle und Erfahrungsstand. Wer diese Technologien gezielt einsetzt und gleichzeitig auf echte Business-Ziele achtet, baut langfristige Stärken auf: durch kompetente, agile Teams.
Wenn Sie sich zu diesem Thema weiter austauschen möchten, schreiben Sie mich einfach direkt an, um einen Termin zu vereinbaren: sschumacher AT learn-blend.com